Schon seit ein paar Jahren gibt es eine Bande zwischen der Interessengemeinschaft gegen die Nachbaugebühren und Nachbaugesetze (IGN) und dem europäischen Verband der mobilen Aufbereiter (EMSA). Der zunächst vor allem in Frankreich und England wirkende Verbund vieler kleinerer Dienstleistungsunternehmen zur Sortierung, Reinigung und gegebenenfalls Beizung von Erntegut landwirtschaftlicher Betriebe enstand dort, weil traditionell in diesen Ländern immer schon relativ viel Nachbau betrieben wurde, und es schon früh Unternehmer gab, die mit mobilen Aufbereitungsanlagen über Land zogen. Mit der Einführung der Nachbaugebühren in die europäische Sortengesetzgebung, gerieten nicht nur die Bauern und Bäuerinnen sondern auch die Aufbereitungsunternehmen in den Fokus der Pflanzenzüchter in Sachen Informationsweitergabe. Die EMSA positionoierte sich von Anfang an näher an den Bauern und Bäuerinnen als ihren Kunden mit denen sie zum Teil jahrzehntelange vertrauensvolle Beziehungen pflegt. Sie kritisiert aber nicht nur die Ausforschungsansprüche, die die Pflanzenzüchter stellen, sondern auch die Entwicklungen auf dem Saatgutmarkt, die zu immer mehr Konzentrationen und Monopolisierungen großer Konzerne und immer weniger Raum für eine Vielfalt von Unternehmen - Züchter wie auch Aufbereiter – führen. Damit liegen sie auf einer Wellenlänge mit der IGN, so dass sich über die Jahre ein reger Austausch entwickelte.
Auch in Dänemark
Jüngstes Beispiel dafür war das EMSA-Jahrestreffen diesmal im dänischen Arhus im Mai. Wenn es auch bislang einen Schwerpunkt der Aktivitäten der EMSA in Frankreich und England gab, so existiert doch auch in Dänemark eine gewisse Tradiion der mobilen Aufbereitung von landwirtschaftlichem Nachbau. Die landwirtschafliche Struktur mit vielen allein liegenden Höfen und eine große Verbreitung von Nachbau als ackerbauliche Wirtschaftskultur, haben in Dänemark einen mobilen Dienstleistungssektor zur Aufbereitung entstehen lassen. Die Teilnehmer des Jahrestreffen, unter ihnen auch Gyso von Bonin, Gerhard Portz und Franz-Josef Dohle von der IGN aus Deutschland, besichtigten eines der größeren Unternehmen, die mit minutiös auf LKW gepackten Anlagen über Land touren und die gesamte Bandbreite landwirtschaftlicher Ackerkulturen aufbereiten können. Immer geht es bei den Treffen der EMSA auch um Optimierungen in den Reinigungsvorgängen, um noch bessere Produktqualitäten zu erzielen. Es geht aber auch darum, wie man gemeinsam mit Bauern und Bäuerinnen den Nachbau überhaupt erhalten kann. Hybridzucht, Gentechnik und Patenten auf Saatgut wird einvernehmlich auf der EMSA-Mitgliederversammlung eine Absage erteilt, nicht nur, weil es die eigenen Unternehmen sondern weil es die Selbstbestimmung aller – Bauern, Bäuerinnen und Dienstleistern im ländlichen Raum – bedroht. Davon abgesehen, sind negative Auswirkungen wie Resistenzen bei Gentech-Pflanzen oder Ausfallraps bei den Hybriden in aller Welt dokumentiert. Beides sind Pflanzenzüchtungsmethoden, die im wesentlichen auf eine Kontrolle bzw. die Verhinderung des Nachbaus durch die Pflanzenzüchter abzielt. Es ist essentiell für Aufbereiter, wenn Hybriden oder Gentechnik Nachbau unmöglich und Aufbereitung überflüssig machen, es geht aber weder spurlos an den Bauern und Bäuerinnen wie auch der Flora und Fauna des ländlichen Raums vorbei.