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01.02.2005 09:15 Alter: 19 yrs
Kategorie: IG Nachbau Bauernstimme

Rettet die Linda!

Ein mächtiger Kartoffelzüchter will seine beliebte Sorte verschwinden lassen, Bauern machen nicht mit


Die Anbauplanung für 2005 war eigentlich schon fertig und natürlich spielte die Kartoffelsorte Linda dabei wieder ihre Rolle bis,... ja bis kurz vor Weihnachten die Mitarbeiter der Firma Europlant Pflanzenzucht GmbH auf die Höfe vieler Vermehrer von Pflanzkartoffeln im norddeutschen Raum kamen. Neben guter Wünsche zum Fest überbrachten sie auch eine echte Sensationsmeldung: das offizielle Ende der Linda, es solle keinen einzigen Hektar Vermehrungsfläche mehr im neuen Jahr geben, so der Tenor. Der Züchter, die Firma Böhm - entscheidender Player innerhalb von Europlant - hatte die Sortenzulassung beim Bundessortenamt zurückgezogen. Die Linda ist nicht irgendeine Kartoffel. Sie ist einer der Altstars der Szene, gezüchtet 1974, hatte sie nach einem gewissen Durchhänger am Markt vor einigen Jahren ein glanzvolles Comeback. Im vergangenen Jahr wurde auf rund 300 Hektar Fläche in Deutschland Linda-Pflanzgut erzeugt, mehr als im Jahr zuvor. Damit gehört sie nach wie vor zu den meistvermehrten Speisesorten für den Direktverzehr. Ist der Marktanteil im konventionellen Anbau "nur" beachtlich, so gilt die Linda im Ökolandbau als die wichtigste festkochende Sorte. Aber auch in Bezug auf die Bekanntheit beim Ottonormalverbraucher ist Linda ist im wahrsten Sinne des Wortes in fast aller Munde. Sie ist bekannt, geschätzt, nicht mehr wegzudenken. Genau das soll sie aber nun: weg, besser heute als morgen. Der Hintergrund ist einfach, am 31. 12. 2004 endete nach 30 Jahre wie für Kartoffeln üblich, der Sortenschutz nach dem Sortenschutzgesetz. Die Sortenzulassung nach dem Saatgutverkehrsgesetz, die alle zehn Jahre neu beantragt werden muss, wäre noch bis 2009 weiter gelaufen und hätte von irgendeiner Person zur problemlosen Verlängerung erneut beantragt werden können. Das heißt, die Linda hätte im Prinzip weiterhin vermehrt und gehandelt werden können - allerdings als freie Sorte, also ohne, dass Europlant Lizenz- oder Nachbaugebühren hätte erheben können. Trat in der Vergangenheit so ein Fall ein, der Ablauf des Sortenschutzes einer noch marktrelevanten Sorte, so einigte man sich unter den Züchtern darauf, die notwendige Erhaltungszüchtung (kontinuierliches "nachproduzieren" besonders gesunden Pflanzenmaterials als Vorstufen für die bäuerliche Vermehrung auf dem Feld) gemeinschaftlich weiterzuführen, die Zulassung kontinuierlich zu beantragen und so die Sorte der Allgemeinheit zu erhalten, ohne damit ein großes Geschäft zu machen. Das Geschäft, so sieht es der Sortenschutz, sollen die Züchter schließlich in den ersten 30 Jahren machen, danach ist das Gemeinwohl dran. Das Saatgutverkehrsgesetz mit der Sortenzulassung dient dem Zweck, nur Sorten auf die Menschheit loszulassen, die ihnen nicht Schaden sondern Nutzen bringen. Das Instrument des Züchters, die Zulassung für seine Sorte zurückziehen zu können, ist eigentlich geschaffen worden, damit mangelhafte Sorten vom Markt genommen werden können.

Schnell weg

Das Sortenschutzgesetz schützt über einen definierten Zeitraum die Neuzüchtung vor kostenlosem Zugriff der Allgemeinheit, bevor sie ihn ihr schließlich gewährt, das Saatgutverkehrsgesetz schützt die Allgemeinheit vor Murks. Das Gesetz zum Schutz der Sorte als Gemeingut vor dem Zugriff des eigenen Züchters gibt es noch nicht. Deshalb ist letztlich legitim, wie sich Böhm bzw. Europlant der für sie nutzlos gewordenen Linda zu entledigen versuchen. Trotzdem im vergangenen Jahr noch Linda-Basispflanzgut auf bäuerlichen Betrieben erzeugt wurde, gibt es nun lediglich nur noch Z-Pflanzgut im Verkauf. Einmal darf man noch mit Wehmut Linda-Speisekartoffeln für seine linda-gewöhnten Kunden erzeugen, dann soll endgültig Schluss sein. Je schneller die Sorte komplett vom Markt wäre, desto eher ließen sich in der entstehenden Lücke die anderen Sorten der Firma platzieren, geschützt und einträglich durch Lizenz- und Nachbaugebühren. Europlant kann zuversichtlich sein, dass es tatsächlich ihre Sorten sein werden, die die Lücke füllen, ist die Firma doch mit 50 % der gesamten Pflanzkartoffel-Vermehrungsfläche absoluter Marktführer. Es scheint auch diese Monopolstellung zu sein, die sie in Sachen Linda so rigide reagieren lässt. Hinzu kommt, dass die Preise für Kartoffeln dieses Jahr schlecht sind, Bäuerinnen und Bauern neigen dann eher zum Nachbau. Dies kombiniert mit den hohen Erntemengen ja auch beim Pflanzgut legte Europlant den Rückpfiff der Linda vielleicht auch als etwas eigenwilliges Instrument der Marktentlastung nahe.

Jetzt retten

Da aber bekanntlich Totgesagte länger leben, wird die Rechnung von Europlant, jene finanziell unattraktive, alte Kartoffel in die ewigen Jagdgründe zu befördern, wohl nicht aufgehen. Zu groß ist der Unmut unter einer ganzen Reihe von Bäuerinnen und Bauern, zum Teil langjährige Anbauer bzw. Vermehrer. Es ist fast weniger die Sorge um die eigenen Absatzwege und Kunden, die vielleicht manchmal sogar zu sehr "linda-fixiert" sind, als mehr der Ärger darüber, wie feudalherrenhaft der vermeintliche Marktpartner Europlant nicht nur Anbauern sondern auch Verbrauchern diktieren will, was sie zu essen bzw. nicht mehr zu essen haben. "Bauern durch ihren Anbau, und Verbraucher durch ihren Konsum haben doch gemeinsam dazu beigetragen, die "Linda" groß und bekannt zu machen", sagt Bioland-Bauer Karten Ellenberg und will nicht nur in Unverständnis seinen Kopf schütteln, sondern konkret die Rettung der Linda anpacken. In einem "Linda-Freundeskreis" tun sich Bäuerinnen und Bauern zusammen und koordinieren ihre Aktivitäten. Unterstützt werden sie von der Interessengemeinschaft gegen die Nachbaugebühren und Nachbaugesetze. Der erste Schritt war bereits die Einreichung eines Antrags auf Wiederzulassung der Linda beim Bundessortenamt. Dort sollte man klugerweise einen schnellen Weg finden, um die Sorte wieder zu legitimieren. Schließlich muss für eine dem Bundeslandwirtschafts- und Verbraucherministerium unterstellte Behörde gelten: Es gibt viele wohlschmeckende und prüfungstechnisch für gut befundene Kartoffeln in unserem Land und es sollte zur Freiheit des Einzelnen gehören, dass jede von ihnen die Chance bekommt und behält auf unser aller Tellern zu landen!

Linda-Freundeskreis

Kontakt:
Karsten Ellenberg,
Ebstorfer Str.1,
29579 Barum.
Tel.: 05806-304
Georg Janßen,
Tel.: 04131-407757

BGH-Termin:

Es steht wieder einmal ein wichtiger Gerichtstermin für die Interessengemeinschaft gegen die Nachbaugebühren und Nachbaugesetze an: am 30. März verhandelt der Bundesgerichtshof erstmalig nach dem EuGH-Urteil gegen die pauschale Auskunftspflicht der Aufbereiter einen Fall, in dem es nun um die Auslegung der EuGH-Rechtssprechung geht. Die Frage, wie die Anhaltspunkte aussehen müssen, die die STV vorlegen muss, bevor ein Aufbereiter Auskunft über seine Kunden geben muss, wird dort u.a. zu klären sein. Die Verhandlung verspricht spannend zu werden, deshalb: Auf nach Karlsruhe! Nähere Infos: IG Nachbau, Georg Janssen T.: 04131-407757