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03.07.2018 18:26 Alter: 6 yrs
Kategorie: IG Nachbau Bauernstimme
Von: Unabhängige Bauernstimme 6/18

Ein ungewöhnliches Bündnis zu Besuch

Die europäische Vereinigung der mobilen Saatgutaufbereiter besuchte die IG Nacbau


Die Kulisse war schon mal prächtig, als pünktlich zur Hofführung die Sonne über Schloss Körtlinghausen im Sauerland hinter den Wolken hervorkam. Gastgeber Gyso von Bonin, seit 38 Jahren Pächter und Bewirtschafter der landwirtschaftlichen Flächen derer von Fürstenbergs hatte es zuvor prophezeit. Internationale Gäste hatte er zu Besuch gemeinsam mit seinem Feldnachbarn Franjo Dohle richteten die beiden Sprecher der Interessengemeinschaft gegen die Nachbaugebühren und Nachbaugesetze (IGN) das diesjährige Jahrestreffen der European Mobile Seed Association (EMSA) aus. Schon seit einigen Jahren gibt es eine Verbindung zwischen der IGN und Saatgutaufbereitern mit mobilen Anlagen, die nur auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint. Geht es doch hier wie da um eine Stärkung des Rechts auf Nachbau und eine kritische Distanz zu Pflanzenzüchtungskonzernen, deren Interessen zum Teil weder die der Bauern und Bäuerinnen noch der Aufbereiter sind. In Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder Dänemark spielen mobile Aufbereiter, die mit ihren LKW auf die Höfe kommen und den Nachbau präparieren eine sehr viel größere Rolle als in Deutschland. Die deutschen stationären Aufbereiter – oft im Raiffeisenverband organisiert, oft damit auch nahe bei den Pflanzenzüchtern – sehen offenbar keinen Bedarf einer anderen unter Umständen mehr bauernorientierten Intessensvertretung. Dabei gewinnt das Thema Nachbau laut der unterschiedlichen EMSA Vertreter nach wie vor an Gewicht angsichts schlechter Getreidepreise. Seit Jahren sind die Nachbauraten stabil bis steigend, bei Weizen liegen sie fast überall bei 50%. In Großbritannien, so berichtete Nigel Day, EMSA-Präsident und landwirtschaftlicher Lohnunternehmer mit 27 LKW-Anlagen, seien aber auch die Raten für Nachbau für Erbsen und Bohnen fast so hoch, bei Gerste seien es 30 -40 %. Hybriden aber auch GMO-Sorten – angesichts des Brexit und einer laut Day „GMO-freundlichen“ Regierung – seien die Herausforderungen der Zukunft. Überhaupt der Brexit. „Selbst wenn wir die EU verlassen, verlassen wir ja nicht Europa und schon gar nicht den Markt“, so Day. Er verstehe nicht, warum so viele Bauern und Bäuerinnen für den Brexit gestimmt hätten, seine persönliche Meinung sei, dass sie in die Irre geleitet worden seien: „Die Subventioneen werden irgendwann wegfallen und die ganzen ungeliebten Regularien, denen man vermeindlich entfliehen wollte, werden bleiben“, so seine Einschätzung. Man werde als Aufbereiter nun mehr Kontakt zur eigenen Regierung pflegen müssen, auch um beim bislang unproblematischen Thema Nachbaugebühren aus den Konfliktlinen zu bleiben. Bislang reichen die Aufbereiter eine ihrer Menge an aufbereiteter Ware entsprechenden Summe an Abgaben am Ende des Jahres an die Pflanzenzüchter weiter. So entstand ein System, bei denen den Aufbereitern und ihrer bäuerlichen Kundschaft wenig in die Karten geschaut werde. Es gibt keine Auseinanersetzungen offenbar ist ein finanzieller Interessenausgleich gelungen. „Wir machen das seit 20 Jahren so und hatten noch keine Beschwerden egal von welcher Seite“, so Day.

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Auch in Frankreich berichtet Sylvain Ducroquet, Präsident der französchen Organisation der mobilen Aufbereiter (S.T.A.F.F.), von einer „friedlichen Situation“: Dort muss jeder Bauer, jede Bäuerin beim Abliefern ihrer Konsum-Verkaufsware an Getreide 70 Cent pro Tonne an Abgaben an die Züchter zahlen. (Verarbeitet oder verfüttert er oder sie die Ernte selbst, fällt also nichts an) Beim Kauf von zertifiziertem Saatgut wird ein Rabatt von 2,70 Euro pro 100 kg gewährt. Trotzdem, so die Einschätzung Ducroquets, sei es immer noch günstiger für Bauern und Bäuerinnen auch angesichts der nach wie vor schlechten Erzeugerpreise für Getreide, Nachbau zu betreiben. Deshalb sehe er auch keinen Siegeszug des Hybridweizens, von dem Züchter hier wie dort gerne berichten. Das Verfahren zur Saatguterzeugung sei einfach viel zu teuer und zu aufwendig (Weizen als strenger Selbstbefruchter muss zur Saatgutproduktion „chemisch“ kastriert werden) als das es in der landwirtschaftlichen Praxis weiter Verbreitung finde. Auch der im Sauerland anwesende dänische mobile Aufbereiter Visti Moller, berichtete aufschlussreiches: Nach einem Treffen zwischen Pflanzenzüchtern und dänischer Agrarverwaltung seien die Züchter an ihn herausgetreten und hätten die Herausgabe seiner Kundendaten verlangt. Er habe das verweigert und auf die entsprechende Rechtssprechung (nur wenn die Züchter Anhaltspunkte vorlegen, müssen Aufbereiter Auskunft erteilen) verwiesen. Das sei nun Monate her und er habe bislang nichts neues mehr gehört, so Moller.

Die Zukunft

Am Ende der generellen Aussparche lut Emsa-Mitarbeiter Eric Dresin noch zu einem Gedankenexperiment ein und bat alle Anwesenden für ihre Länder und Ihre Unternehmen einmal die theoretische Situation durchzuspielen, dass in fünf Jahren keine pestizidhaltigen Saatgutbeizen mehr zulässig wären. Es sollte eine Fortsetzungsgeschichte zum Neonikotinoidverbot entwickelt werden. Sehr kritisch für die Bauern und Bäuerinnen sah Nigel Day ein völliges Verbot, da offenbar in südenglischen Ackerbauregionen auch der größte Krankreitsdruck herscht. Ihn stürze schon das Neonikotinoidverbot in Schwierigkeiten, auch Getreide war dort kontinuierich mit dem Wirkstoff behandelt worden. In Dänemark hingegen, scheint die Saatgutbeizung ein zwar von der chemischen Industrie vorrangetriebes aber von pflanzenbaulichen Erfordernissen her kaum gebrauchte Behandlung zu sein. Laut Moller sei sein Betrieb sowieso stark auf Reinigung und Kalibrierung der Ware focussiert, jenseits der Behandlung. Auch Ducroquet sieht es nicht als Bedrohung des eigenen Unternehmens, wenn nicht mehr gebeizt wird, dafür werde man mehr biologische Pflanzenbehandlungsmittel oder den Mischkulturanbau einsetzen, ist seine Überzeugung „In 20 Jahren gibt es gar keine Pestizide mehr in Europa!“, stellt er überzeugt in den Raum. Wie das dann praktisch aussehen kann, davon konnten sich alle auf dem biologisch- dynamisch bewirtschaften Betrieb von Gyso von Bonin bei leckerem Essen und guten Gesprächen überzeugen.